In 1979, »Deutsch als Fremdsprache« was institutionalized as a field of study at the University of Munich. It was for the literature-oriented branch of this applied foreign-language philology that D. Krusche developed his »intercultural hermeneutics« to facilitate the reception and communication of German language literature as cultural alterity (»kulturelle Fremde«). The traditional dialectic was soon adjusted by new concepts of transculturality, multiculturality, hybritidy etc., as expressed in the inclusion of »Transnationale Germanistik« into the official name of the university institute in 2001. At the same time, the institute increasingly oriented itself towards the discussion on »German Studies in Europe after Bologna«, as well as the tendency of international German Studies (IVG, GIG) to extend itself into a transnational, comparative and culturally informed »interkulturelle Literaturwissenschaft«. The latter, however, still remains to be consistently implemented.
Mit der Gründung des Institut für Deutsch als Fremdsprache an der LMU München, das 2009 in einer schwierigen Situation sein 30-jähriges Bestehen feiern konnte, wurde Deutsch als Fremdsprache als Studienfach an der Universität etabliert.1 Das neue Fach, dessen Konturen Harald Weinrich 1978 in einem Vortrag vor dem Arbeitskreis DaF entwarf,2 sollte den Aufgabenbereich der Germanistik und die Methodologie der Fremdsprachenphilologien übernehmen, als ein »Kind der Praxis« jedoch den Vermittlungsprozess selbst zum Gegenstand machen und z.B. die Rezeption der Literatur im Ausland in der Außenperspektive einer »Xeno-Germanistik« wahrnehmen. DaF sollte mit den drei (heterogenen) Komponenten Linguistik, Literaturwissenschaft und deutsche Landeskunde ein interdisziplinäres Fach werden. Für die deutsche Literatur als fremde Literatur, die allerdings im Namen fehlte (im Unterschied etwa zu Alois Wierlachers Deutsch als Fremdsprachenphilologie), war neben einer formalen Poetik vor allem an eine thematische und zugleich thematisch vergleichende Literaturwissenschaft, etwa eine komparative literarische Topik gedacht – die auch ein Bild des Landes vermitteln konnte – und an eine methodische Annäherung von Ästhetik und Didaktik. Im Rückblick stellte Weinrich 2009 fest, dass anfänglich eine die deutsche Literatur aus einer Fremdperspektive betrachtende »Xeno«-Germanistik noch nicht recht erkennbar war, aber bald auf dem Weg über eine »deutsche Literatur von außen« wie die Migrantenliteratur zu erreichen schien, wie sie schon früh vom Institut – wenn auch zunächst aus deutscher Sicht – beobachtet und (durch den Chamisso-Preis seit 1984, vgl. Esselborn 2009a) gefördert wurde.
Das neue literaturwissenschaftliche Konzept des Faches entwickelte erst Dietrich Krusche, nach seiner Habilitation an der LMU 1982 Professor für »Literaturwissenschaft im Fach Deutsch als Fremdsprache und Landeskunde« (1993 abgewandelt in »Interkulturelle Hermeneutik«, um das Vermittlungshandeln zwischen den Kulturen zu betonen: vgl. Krusche 2003). Als ehemaliger Auslandslektor (1961–1963 in Ceylon/Sri Lanka und 1966–1969 in Japan) suchte er nach einer ›angewandten Philologie des Deutschen‹, die im Blick auf die fremdsprachige Rezeption der deutschsprachigen Literatur andere Aufgaben und Funktionen als die Inlandsgermanistik wahrnehmen sollte, darin eng verbunden mit Alois Wierlacher, den er schon seit 1970 kannte3 und der 1972 das Konzept »Deutsch als Fremdsprachenphilologie« für ausländische Studenten an der Universität Heidelberg entwickelte und in der Folge – in Abgrenzung von einer internationalen, die deutsche Germanistik nur exportierenden – die »interkulturelle Germanistik« begründete.4
Ausgehend von seinen Erfahrungen mit den Problemen einer fremdsprachigen und fremdkulturellen literarischen Lektüre versuchte Krusche systematisch die Folgen kulturräumlicher Distanz bei der Literaturrezeption in allen ihren Momenten zu erfassen (vgl. Krusche 1985 u. 1995), von der fehlenden Sprachkompetenz und Nähe zur deutschen Literatur bis zu den je kulturspezifischen Lesebedingungen, wie sie die Besonderheiten des eigenen Klimas und Naturraums, der Gesellschaftsstruktur und Geschichte mit ihren Folgen für die primären Vorstellungsbildungen im einzelnen Individuum, die Besonderheiten der jeweiligen Sprachstruktur, der eigenen Religions- und Philosophietradition, der nationalen Literatur, des Verhältnisses zur eigenen Tradition überhaupt, der Bildungskonzepte usw. bestimmten. Hinzu kommt das Verhältnis zu den deutschsprachigen Ländern, die historischen Beziehungen, Abhängigkeiten, Dominanzen usw., die in der europäischen Nachbarschaft natürlich von noch größerer Bedeutung sind. Er entwickelte dafür das Projekt einer ›literarischen Hermeneutik der Differenz‹, einer ›nicht-eigenen‹ (›fremden‹) Literatur, das er nicht als Variante der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft verstand, sondern in den Zusammenhang der neuen thematisch vergleichenden »interkulturellen Germanistik« stellte; und er suchte nach Möglichkeiten der Überbrückung unterschiedlicher Perspektiven durch das »interkulturelle Lesergespräch« oder die systematische Reflexion der kulturdifferenten Zugangsweisen und damit nach den günstigsten Vermittlungsbedingungen deutscher als fremdsprachiger Literatur. Voraussetzung dafür war die grundsätzliche Anerkennung der »Fremde« (als Erkenntnisbeginn), wie er sie als neue Kategorie beschrieb, die dann zum Gegenstand einer eigenen Wissenschaft, der Xenologie werden sollte.5 Anzuknüpfen war an die Rezeptionsästhetik,6 die auf die Bedingungen des Leseakts, die historische Positionalität des literarischen Textes und die Grenzen seiner »Vereindeutigung« hinwies und so die historische Distanz zwischen Text und Leser (in der Kontinuität der eigenen Tradition) verdeutlichte. Die für die Fremdliteratur-Philologie entscheidende Distanz des (Kultur-)Raums hat Krusche am Beispiel der Lektüre von Goethes Naturgedichten in Sri Lanka beschrieben, wo nach ersten Irritationen deutlich wurde, dass der emphatische pantheistische Naturbegriff dem buddhistischen Konzept der Natur als täuschendem Schein und Ablenkung vom Weg ins reine Nichtsein diametral widersprach und keine Möglichkeit zur Identifikation bot, jedoch eine Abgrenzung und Erarbeitung des Unterschieds und der eigenen Andersheit ermöglichte. Weitere Versuche zu den Lese-Unterschieden, auch im »interkulturellen Leser-Gespräch« in unterschiedlich national zusammengesetzten Studentengruppen in München, zeigten, dass Texte wie z.B. Kafkas Die Heimkehr oder Das Urteil u.a. in ihren thematischen Vorgaben je nach kulturellem Hintergrund durchaus unterschiedlich beurteilt wurden (vgl. Krusche 1985), wobei besonders die charakteristischen ›Leerstellen‹ (Iser) der Texte, die dem Leser die Deutung überlassen, eine entscheidende Rolle spielten. Krusche hat neben dem kulturspezifischen »Referenzrahmen« einer Lektüre und den Referenzbereichen der Deutung wie Autorenvita, Werk, kulturgeschichtliche Reihe, Lebenspragmatik – aber auch menschliche Universale – auf »vermittlungsrelevante Eigenschaften« der literarischen Texte verwiesen (vgl. Krusche/Wierlacher 1990) und später zunehmend ihre »Deixis« (perspektivierte Anschaulichkeit und semantische Besetzung als kultureller Orientierungsraum des Autors und des Lesers) neben dem »Symbolfeld« (Text als Modell von Welt und als Konfiguration von Bedeutung,) in den Blick gefasst (vgl. Krusche 2000). Das »Zeigefeld« der Sprache (Bühler) – das allerdings in verschiedenen Sprachen und Kulturen durchaus unterschiedlich sein kann – scheint ihm die Matrix primärer Anschaulichkeit im Text vorzugeben, die dann von jedem Leser tendenziell anders realisiert wird und Leseunterschiede eindeutiger erklärt.
Das neue Paradigma einer »Kulturraum-Fremde« der interkulturellen literarischen Hermeneutik setzt – wie Weinrich 1985 am Beispiel der »Fremdsprachen als fremde Sprachen« überzeugend gezeigt hat7 – die Ausweitung des literarischen zu einem kulturellen Vergleich voraus, der an dem entscheidenden Punkt beginnt, an dem Unterschiede und Andersartigkeit in die neue Qualität einer als kulturell definierten Fremdheit umschlagen – ein Gegenstand der kulturwissenschaftlichen »Xenologie«. Ihre andere Qualität setzt Fremdheit – als kulturell markierte und (noch) unbegriffene Andersheit in Relation zum Eigenen – aber nicht absolut, sondern erlaubt durchaus auch Abstufungen und Übergänge (vgl. Waldenfels 1997).
Neben dem kulturspezifischen Prozess der Rezeption der fremden Literatur hat die Hermeneutik der Fremde auch den Vermittlungsvorgang zwischen Fremdem und Eigenem im engeren Sinne zu untersuchen. Für den Lesevorgang und das Textverstehen konnte auf die Text-Hermeneutik und ihre Einbeziehung auch des Rezipienten seit dem 18. Jahrhundert (von Schleiermacher bis zu Gadamer und Habermas) zurückgegriffen werden; das idealistische Modell einer dialektischen Aneignung des historisch Fremden (eigener Tradition) durch das Eigene (meist verbunden mit einer universalisierenden und harmonisierenden Sicht) kam allerdings für die Hermeneutik der gleichzeitigen kulturräumlichen Fremde nicht in Frage. Theorien des Verstehens und Erinnerns erklären den Erfahrungsprozess bei der Konstitution der Textbedeutung zwischen »Nahholung«, affektiv-synthetischer Identifikation (besonders durch episodische Momente im Text) und »Fernstellung«, d.h. rational-analytische Differenzbildung für ein semantisch-konzeptionelles Verstehen.8 Wichtig ist dabei das Angebot auf eigene Erfahrungsbildung, die im Lesergespräch thematisiert wird, und nicht nur die ›Vergabe von Information‹. Wenn die Lese-Akt-Theorie davon ausgeht, dass das ästhetische Kunstwerk (als fremde vorstrukturierte Erfahrung) den Leser in seiner Ganzheitlichkeit und als Subjekt anspricht (Mukařowsky), so ist beim Lesen ein Dialog von Fremd- und Selbsterfahrung zu erwarten. Krusche schloss eine Erschließung der ›fremden Kultur‹ wie in der Ethnologie/Anthropologie, die die Fremde ›als solche‹ zu erkennen und nach eigenen, ›objektiven‹ (unreflektierten) Begriffen und ohne Interaktion mit dem Anderen zu werten versucht, ebenso aus wie die dekonstruktivistische Sicht, in der die Fremde sich in ihrer Uneinheitlichkeit und Vieldeutigkeit verliert. Dagegen setzte er den praktischen Umgang mit ihr in den Vermittlungsfächern wie den Fremdsprachenphilologien, wo das Verstehen des Fremden gleichzeitig durch Differenz, Kontrastivität und Vergleichbarkeit bei der Vermittlung zwischen gleichberechtigten, kulturell geprägten Partnern bestimmt ist. Über die binäre Opposition zum kulturell »Fremden« hinweg ist ein Zugang zur Perspektive des Anderen vor allem durch den Vergleich zu finden, der (anders als das traditionelle komparatistische Vergleichen thematischer und struktureller Ähnlichkeiten aus universalistischer Sicht) die Dominanz westlicher Konzepte und Verfahren bei der Konstruktion einer Vergleichsbasis durch eine »mehrdimensionale Wechselseitigkeit des Vergleichens« (Matthes 2003: 329) ersetzt.9
Wieweit bei der interkulturellen Rezeption ein gleichberechtigter Dialog bereits realisiert wurde, ist eine andere Frage. Krusche hat sich zu Recht gegen ein Missverstehen der »Dialektik des Eigenen und Fremden« gewehrt, das zeitweise zu einer Polemik gegen eine europäische Wissenschaftsarroganz der interkulturellen Germanistik führte.10 Nur ein konfliktabweisender Begriff von Kultur und ein positivistischer Begriff von ›Identität‹ als gelungene »Selbstgewissheit im erkannten Eigenen« konnten die europäische Position als Selbstzufriedenheit etwa gegenüber einem von Europa überwältigten Afrika ohne Identität und Selbstverständnis erscheinen lassen. Bei der Vermittlung der deutschen Literatur können natürlich »Negativität der Bezugnahme, Rekonstruktion von Überwältigung und Formulierung von Konflikt« nicht ausgeklammert werden, wie gerade die Perspektive einer ›afrikanischen Germanistik‹ zeigt.11
Die ersten Entwürfe zu einer fremdkulturellen Hermeneutik forderten vor allem eine andere wissenschaftliche Einstellung und Interaktion, ein »kulturbewusstes Mitdenken des Anderen und Fremden«, ein »Wechselspiel kulturdifferenter Wahrnehmungen«, »kooperative Selbstaufklärung und wissenschaftliche Partnerschaft« sowie ein »kreatives Milieu aktiver Toleranz« (Wierlacher 2003a). Ausgangspunkt war dabei das (wissenschaftliche) Subjekt im Sinne einer idealistischen Erkenntnistheorie und eine dichotomische Dialektik des Eigenen und Anderen/Fremden, an der bald kritisiert wurde, dass sie zu wenig empirisch die verschiedenen Formen der Fremdartigkeit unterscheide (vgl. Hansen 2000; Welsch 2000). Aus der Perspektive einer »Germanistik der Nachbarschaft« forderte z.B. Maria Katarzyna Lasatowicz (1999), den moralisch-normativen Begriff von Interkulturalität (als interkulturelles Verhalten) durch eine »empirische Interkulturalität«, auch des literarischen Gegenstands selbst, zu ersetzen, wie sie längst in der real vorfindlichen Wirklichkeit, etwa in Grenzräumen, existiert. Noch konsequenter ist Welschs Konzept der »Transkulturalität« (2000), das »die Kulturen jenseits des Gegensatzes von Eigenkultur und Fremdkultur zu denken« versucht, welcher auch noch das Konzept der Multikulturalität unterschiedlicher Kulturen innerhalb einer Gesellschaft sowie das der Interkulturalität bestimmt. Da im Zeitalter der Migration und der Globalisierung die Kulturen mit ihren vielfältigen Verflechtungen, Überschneidungen und Übergängen zwischen den diversen Lebensformen ebenso »transkulturell« geprägt sind wie die Individuen, wäre weniger das theoretische Verstehen anderer Kulturen als die pragmatische Interaktion mit den Anderen hilfreich (vgl. Bhatti 2007). Und inzwischen wurde durch die (postkolonialen, ethnologischen) Diskurse der »Multikulturalität« und »Hybridität« (Bhabha) bzw. der »Kreolität« (Glissant) einer »neuen Weltliteratur«12 der Begriff der »Fremde« noch weiter aufgelöst. Interkulturalität meint in der interkulturellen Literaturforschung nicht Austausch von je kulturell Eigenem, sondern zielt auf ein intermediäres Feld, das sich im Austausch der Kulturen als Gebiet wechselseitiger Differenzerfahrung wie zugleich Identifikationsmöglichkeiten herausbildet (vgl. Gutjahr 2006). Zu erinnern wäre allerdings daran, dass mit dem soziologisch und kulturell relativierten Fremdheitsbegriff keineswegs das politisch-ideologische Schlagwort des »Fremden« an Aktualität verloren hat. Und dass trotz zunehmender Globalisierung und Internationalisierung von Literatur deutschsprachige Texte weiterhin deutliche kulturelle Verstehensprobleme hervorrufen können (soweit man sich nicht auf ein rein philologisches Interpretieren beschränkt), zeigen auch neuere Beiträge außereuropäischer Germanisten wie etwa beim GIG-Kongress 2010 in Göttingen.
Literatur als ein wichtiger Teil der soziokulturellen Praktiken und Formen kultureller Inszenierung – speziell interkultureller Verhältnisse, kultureller Selbst-, Fremderfahrung und -bilder – gewinnt damit für eine transnationale, komparatistische und kulturwissenschaftlich erweiterte Germanistik, die auch Cultural Studies, Mentalitätsgeschichte und die Interkulturalitätsforschung zu methodischen Paradigmen macht,13 eine neue entscheidende Dimension im Blick auf den Literaturtransfer oder -kontakt zwischen Kulturen, speziell was Leitkulturen, kulturelle Emanzipation, Dissoziierung, Assoziierung, Identifikation, Verwandtschaft, Ähnlichkeiten usw. betrifft (wie sie auch die Diskursanalyse beschreibt). Die (inzwischen auch an deutschen Universitäten etablierte, aber institutionell ohne Grundlage – vgl. Uerlings 2011) »interkulturelle Literaturwissenschaft« (vgl. Mecklenburg 2008; Hofmann 2006) sieht als ihren Gegenstand gerade die interkulturellen Aspekte der Literatur, Themen und Motive von Kulturbegegnungen und -konflikten und die literarischen Formen der Mehrsprachigkeit, der Interkulturalität, der Intertextualität und Hybridität. Die Diskussion um die Perspektiven einer »europäischen Germanistik« nach Bologna14 bzw. einer »Interkulturelle[n] Literaturwissenschaft als europäische Kulturwissenschaft« (Gutjahr 2006) weist in die gleiche Richtung.
Als zweite entscheidende Entwicklung in der Germanistik, die frühere Positionen der interkulturellen Germanistik aufnahm und bestätigte, kann die kulturwissenschaftliche Wende (Cultural turn) in den 1990er Jahren (vgl. Bachmann-Medick 1996) gelten. Bereits 1975 hatte Alois Wierlacher im Vorwort des ersten Jahrbuchs Deutsch als Fremdsprache festgestellt: »Germanistik wird in ihrer Eigenschaft als Angewandte Philologie zu einer regionalen Kulturwissenschaft.« Und Bausinger 1980 hatte im Jahrbuch eine »Germanistik als Kulturwissenschaft« entworfen, was er im 25. Jubiläumsband 1999 aktualisierte, lange bevor mit der Neugründung der Zeitschrift KulturPoetik 2001 die Erweiterung der Germanistik zur Kulturwissenschaft konsequent umgesetzt wurde oder etwa Gutjahr 2002 Alterität und Interkulturalität systematisch in eine Germanistik als Kulturwissenschaft einbezog.
Die politische Wende von 1989 und die Wiederaufnahme eines intensiven wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs mit den mittelosteuropäischen Ländern sowie die neuen Konzepte zur Erweiterung der Europäischen Union hatten auch im Bereich DaF/interkulturelle Germanistik weitreichende Folgen. Konrad Ehlich hatte zu Beginn seines Ordinariats (1992–2007) eine rasante Zunahme der Studentenzahlen (aus Osteuropa) trotz Numerus clausus und wachsender Lehrkapazität zu verzeichnen (vgl. Ehlich 2009). Das Institut wurde in seiner spezifischen Form der universitären Disziplin einer Germanistik mit dem Fluchtpunkt der Fremde, dem Schwerpunkt der Linguistik (Textlinguistik, Linguistik als Handlungstheorie, Wissenschaftskommunikation), dazu Literaturwissenschaft als interkulturelle Hermeneutik weitergeführt. Zur Verdeutlichung des spezifischen Forschungsansatzes wurde der Name des Instituts von Ehlich 2001 um »Transnationale Germanistik« erweitert, was nach seiner Emeritierung dann wieder eingezogen wurde (vgl. Ehlich 2007). Krusches Ansätze konnten allerdings nach seinem Ausscheiden 1997 im Institut nicht wirklich weitergeführt werden, sein Nachfolger Willie van Peer orientierte sich zunehmend an einer quantitativ-empirischen literaturwissenschaftlichen Komparatistik und einer kritisch-rationalen, (psychologisch) »erklärenden« Hermeneutik des Fremdverstehens.15 Der Vertreter der neuen Professur zu »Theorie und Medien der Sprach- und Kulturvermittlung« (speziell e-Learning), Jörg Roche, kam aus dem Zusammenhang der German Studies« in den USA, als »studies of national culture in a ›foreign‹ country« (Roche/Salumets 1996), mit der Betonung auf Zeitgenossenschaft (statt einer ›Zeitlosigkeit‹ der Literatur), auf Multikulturalität (statt lokale Beschränkung) und auf Interdisziplinarität, die keine neue Formalisierung im Sinne der älteren akademischen Tradition erlaubte.16 Nationale Grenzen (und das europäische Monopol der »Weltkultur«) überschreitend, sollten nicht nur Printmedien, sondern auch hypertextuelle und digitale Gegenstände aus einer breiteren, transnationalen Kulturgeschichte berücksichtigt werden. Für das Konzept einer »Interkulturellen Sprachdidaktik« (Roche 2001: 2006), die neuere Ergebnisse der Spracherwerbsforschung und Psycholinguistik für einen interkulturellen Vermittlungsprozess zwischen den Sprachen und ihren kulturbedingten Perspektiven berücksichtigt, wird die interkulturelle Hermeneutik zur Bezugsdisziplin.
Im neuen Jahrtausend veränderten zugleich die politischen Versäumnisse der EU in der Fremdsprachenpolitik und die Folgen des Bologna-Abkommens von 1999 bzw. der PISA-Erhebungen seit 2000 und die Diskussion um die Zukunft einer »europäischen Germanistik« die Situation des Faches grundsätzlich. Ehlich engagierte sich hochschulpolitisch als Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes (2001–2004) besonders bei einer Tagung des Beirats Germanistik des DAAD und des Deutschen Germanistenverbands zu den »Perspektiven der Germanistik in Europa« 2004 in Berlin (vgl. Neuland/Ehlich 2005) und bei der Tagung des Deutschen Germanistenverbands Herbst 2004 in München zum Thema Germanistik und/in/für Europa, wo zum ersten Mal auch DaF als Bereich mit einbezogen wurde (vgl. Ehlich 2006). In der Vorankündigung wurde (noch deutlicher als im sehr knappen Dokumentationsband) auf die aktuelle Situation am Ende des »Projekts Nation« mit den sich auflösenden nationalen Rahmenbedingungen im europäischen Einigungsprozess und auf Europa als multilinguale Wirklichkeit hingewiesen. Vom Fach DaF erwartete man einen Beitrag zur Transnationalisierung nicht nur der Geschichte und Hermeneutik der europäischen Sprachen (in Zeiten der Migration), sondern auch des literarischen Kanons. Die Sektion Deutsch als Fremdsprache stand unter dem Thema Transnationalisierung – im Sinne einer Erweiterung zur »Weltliteratur« bzw. einer Transformation der Germanistik zu Area oder Cultural Studies bzw. der Einbeziehung von Migrationsdiskursen und transnationalen Curricula. Der Vortrag von Michael Ewert Zum Konzept der Transnationalisierung in historischer und aktueller Perspektive (vgl. Ehlich 2006: 513–522) sah die interkulturelle Literaturwissenschaft vor allem in der historischen Tradition von Forster, Herder, Humboldt bis zu Freud, Simmel, Max Weber, Cassirer, Benjamin, Horkheimer, Adorno, Elias bzw. von Auerbachs Philologie der Weltliteratur (1952), die die grundsätzliche Offenheit und den grenzüberschreitenden Austausch der Literatur im Weltkontext herausstellten. Konrad Ehlich ging aktueller für die Transnationale Germanistik17 davon aus, dass die Germanistik in Zeiten der Globalisierung und der postnationalen und disziplinären Entgrenzungen, etwa durch ihre Einbindung in die Kultur- oder Medienwissenschaften, in die Krise geraten ist, wie die wegbrechenden Auslandsgermanistiken und ihre Beschränkung auf einen akademischen Nischenplatz zeigen, und stellte nachdrücklich fest, dass in dieser Situation ein »zurück zur Philologie«, zur »Literarizität« der Texte keine Alternative ist.18 Der medial erweiterte Literaturbegriff und der moderne Schock der trivialen (historisch ethnografischen) Texte bzw. die tendenzielle Detextualisierung im Internet verdeutlichen den Verlust des (herausgehobenen schriftlichen) »auratischen« Texts der historischen Philologien. Das Fach DaF/transnationale Germanistik, das sich aus verschiedenen Disziplinen und Praxisbereichen (wie den Fremdsprachenphilologien in Deutschland, der linguistischen Pragmatik, der Psycholinguistik, der mehrsprachigen wissenschaftlichen Kommunikation, der Lehr- und Lernforschung u.a.) eher pragmatisch als systematisch konstituierte, stellt die Selbstverständlichkeit der deutschen Sprache und Literatur für die Germanistik und das traditionelle »Projekt Nation« in Frage; die Hermeneutik der Fremdheit weist über die Grenzen des nationalen Kanons hinaus auf Europa als Ort der Perspektivenverschmelzung und in die »Zukunft einer differenzierten literarischen Weltkultur« und einer neuen universalen Sprachlichkeit.
Eine entsprechende transnationale Erweiterung der europäischen Nationalphilologien wurde auf der Pariser Tagung Germanistik – eine europäische Wissenschaft? gefordert, wo Ortrud Gutjahr ausführlich das Konzept einer »Interkulturelle[n] Literaturwissenschaft als europäische Kulturwissenschaft« entwarf,19 die vor allem die unterschiedlichen Formen literarischer Inszenierung von Fremdheit, von Formen und Konflikten der Kulturenbegegnung und entsprechend kulturreflexive Gattungen wie Reise-, Kolonial-, Exil- und Migrationsliteratur ins Zentrum stellt. Dabei geht es um kulturelle Selbst- und Fremdzuschreibungen und Differenzkonstruktionen in literarischen Texten, um Alteritätsforschung und Xenologie, um kulturspezifische Vermittlungs- und Rezeptionsprobleme und eine interkulturelle Hermeneutik, um Imagologie, Stereotypenforschung und Kulturthemenforschung, um Kolonialismus-, Rassismus- oder Gender-Forschung. Auch auf der Tagung der österreichischen Gesellschaft für Germanistik 2009 in Innsbruck wurde zuletzt aus Sicht verschiedenster Länder und im Blick auf Mehrsprachigkeit und Hybridität der Literaturen im größeren europäischen und internationalen Zusammenhang eine interkulturelle »Germanistik im Spannungsfeld von Regionalität und Internationalität« gefordert, die sich nicht mehr nur an der deutschen Inlandsgermanistik orientiert (vgl. Hackl/Wiesmüller 2010).
Im Unterschied dazu scheint man sich im Bereich der Sprachvermittlung Deutsch als Fremdsprache gegenwärtig immer stärker an standardisierten Sprachprüfungen und den Vorlagen des europäischen Referenzrahmens auszurichten, der nur ganz am Rande das Lesen von literarischen Texten vorsieht; und infolge des Pisa-Schocks reduzierte sich die Lesedidaktik vor allem auf die Bedeutungsentnahme aus Sachtexten, so dass die Literatur – selbst in der aktuellen Strukturdebatte DaF (vgl. Goetze 2010) – kaum noch eine Rolle spielt (vgl. Wintersteiner 2007). Im Zeitalter der internationalen Knowledge- und Serviceindustrie sieht sich auch die Auslandsgermanistik eher mit Forderungen nach pragmatischer fremdkultureller Handlungskompetenz als nach Bildung und Sprachverständnis konfrontiert.20 In den verschiedensten Ländern – wobei deutlicher zu unterscheiden wäre zwischen Nachbarn mit starken gemeinsamen europäischen Traditionen und weit entfernten Ländern ohne besondere Beziehungen zu den deutschsprachigen Ländern – wird zurzeit sehr intensiv über die verbleibenden Perspektiven einer im jeweiligen nationalen Rahmen revidierten interkulturellen germanistischen Literaturwissenschaft diskutiert. Wenn ein Leser kaum noch über das Angebot einer traditionellen literarischen Bildung für die deutschsprachige Literatur – die sich zudem weitgehend auf eine historische (nationale) »Klassik« beschränkt – zu gewinnen ist, dann müssen z.B. Universitäten in den USA den Studenten interessantere Angebote, etwa im Bereich German Studies mit neuen Medien wie dem deutschen Film usw. machen, so dass Literatur wie im Alltag gegenüber Film und Musik ins Hintertreffen gerät. (Ähnlich sehen inzwischen die Internetangebote des Goethe-Instituts fluter.de zur deutschen Kulturszene aus.) Oder in Fernost (z.B. in Südkorea oder Japan) muss die Germanistik ihr traditionelles Programm zumindest um German oder European Studies erweitern, um den gegenwärtigen Erwartungen auf einen aktuellen praktischen Nutzen der fremden Sprache und Literatur, im Blick auf die »interkulturelle Kommunikation« vor allem im Bereich der Wirtschaft, wenigstens teilweise zu entsprechen.
Gerade aus dieser problematischen Situation ergaben sich aber im Ausland neue Impulse für eine transnationale Germanistik (wie schon früher durch die Cultural oder Postcolonial Studies), was neben den GIG-Tagungen die IVG-Tagungen von Tokyo (Begegnung mit dem »Fremden« [1990]) bis Paris (Germanistik im Konflikt der Kulturen [2005]) und Warschau (Vielheit und Einheit der Germanistik weltweit [2010]) zeigten. Neue Konzepte für Europa sind unter Stichworten wie »Komparatistik als Grenzwissenschaft« (Wertheimer 2005), »Komparatistik als Dialog« (Strutz 1991), »Habsburg Postcolonial« (Feichtinger 2003) und »Kakanien revisited« (Müller-Funk 2002) oder (ostmitteleuropäische) »Anrainergermanistik« (Grusza 1989; Joachimsthaler 2006) zu finden.21 Im Sinne einer »literaturwissenschaftlichen Kulturtransferforschung« (Albrecht 2008) ist die Rede von der kulturellen Vielfalt der deutschen Literatur, Sprache und Medien, von grenzüberschreitender Literatur, von literarischen »Zwischenwelten« oder der »Mischkultur« in Luxemburg (Conter 2010). Die antipodische australische Germanistik (vgl. Kretzenbacher 2010) versteht sich bereits nicht mehr in Relation zur deutschen als »Auslandsgermanistik«, sondern als eine interkulturelle, plurizentrische und postkoloniale »Kontextgermanistik«.
Solche Perspektiven und Ansätze von außerhalb könnten dem Fach DaF/transnationale Germanistik helfen, konsequent eine »Interkulturelle Literaturwissenschaft« nicht nur aus deutscher Sicht zu entwickeln – soweit die Bologna-Reformen dies noch zulassen. Die neuen ausführlichen Entwürfe von Hofmann 2006 und Mecklenburg 2008 gehören in München inzwischen zu den wissenschaftlichen Grundkonzepten. Das heißt, dass die deutschsprachige Literatur zugleich als Teil und Quelle wie als Ausdruck der Kultur ihrer Länder verstanden und der kulturelle Kontext der Texte konsequent mit einbezogen wird. Dringend nötig wäre aber eine allgemeine Modernisierung des Fachs. Vor allem sollte der nationale Kanon des klassischen Erbes konsequent durch die transnationale deutschsprachige Literatur der Gegenwart ersetzt werden – wie das in der GIG schon zu Beginn gerade von den ausländischen Kollegen gefordert worden war,22 die bekanntlich in ihren Zeitschriften wie »Gegenwartsliteratur« (St. Louis) die meisten Artikel zur neueren Literatur schreiben – um ein aktuelles Bild von Deutschland und seiner Literaturszene zu vermitteln. Zentrale Themen des Fachs wie das deutsche Verhältnis zum Fremden können nicht wirklich an Autoren des 19. Jahrhunderts vorgeführt werden, die weder die Kolonialgeschichte bis zur Entkolonisierung (und die Weltkriege) noch die Migrationsproblematik und die moderne Globalisierung/Glokalisierung kennen. Grundsätzlich wäre daran zu erinnern, dass literarische »Bildung« den eigenständigen Zugang zur aktuellen kulturellen und literarischen Szene des eigenen Landes (und wichtiger anderer Länder) eröffnen und nicht nur ins literarische »Museum« bzw. in eine historische Germanistik einführen soll. Wie auf die Dominanz der historischen Klassik wäre auch auf die unklare traditionelle Autonomieästhetik, die ohnehin für außereuropäische Literaturen kaum Geltung hatte, zugunsten moderner, im interkulturellen Dialog und Vergleich gewonnener literarischer Maßstäbe zu verzichten, die der aktuellen literarischen und medialen Szene entsprechen können.23 Von der gegenwärtigen Literatur- und Medienszene aus rückwärts gehend wäre deren Vorgeschichte darzustellen. Statt der deutschen, nationalen Literaturgeschichte ist jedoch für jedes Land eine spezifische Auswahl und Geschichte der deutschsprachigen Literatur erforderlich, die den jeweiligen kulturellen und literarischen Beziehungen und Gemeinsamkeiten Rechnung trägt. Zu erschließen wäre sie in einer der »interkulturellen Sprachdidaktik« (Roche 2001) entsprechenden »interkulturellen Literaturvermittlung« (Essellborn 2010), die auf beiderseitige Literatur- und Bildungstraditionen Rücksicht nimmt. Ohne eine systematische Einbeziehung der (wissenschaftlichen) Positionen der anderen Seite, die möglichst auch in der entsprechenden Fremdsprachendisziplin als zusätzlichem Pflichtfach erschlossen werden sollte, wird die beschränkte deutsche Sicht von DaF/interkulturelle Germanistik nicht zu überschreiten sein.
1 | Vgl. Roche 2009; Ehlich 2007: 13ff. Das 20 Jahre ältere Leipziger Herder-Institut, das zunächst Deutschunterricht für ausländische Studenten in der DDR anbot, hatte einen anderen Status.
2 | Weinrich 1979. Es wurde von ihm von Anfang an von der Germanistik getrennt.
3 | Vgl. Krusche/Wierlacher 1990: 7. Krusche war auch lange Mitherausgeber des 1975 gegründeten Jahrbuchs Deutsch als Fremdsprache/Intercultural German Studies und Gründungsmitglied der Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik (GIG; seit 1984), wo die Konturen einer Auslandsgermanistik entworfen wurden. Vgl. Literaturforschung als Fremdheitsforschung. Thematischer Teil des Jahrbuchs Deutsch als Fremdsprache 11 (1985). Hg. v. Alois Wierlacher, S. 83ff., und ebd. die Berichte zur GIG von Ivar Sagmo und Bernd Thum, S. 327ff.
4 | Vgl. Wierlacher 1975: 119–136. Die neuen Konzepte wären vor dem größeren historischen Zusammenhang der Studentenbewegung und der postkolonialen Diskussion Ende der 1960er Jahre und dem neuen Interesse an Studenten aus der Dritten Welt zu sehen, für die neue Deutschkurse an den Universitäten unter dem Stichwort Deutsch als Fremdsprache (wie beim Herder-Institut) statt wie bisher Deutsch für Ausländer eingerichtet wurden.
5 | Krusche 1980. Vgl. Wierlacher 1993 (darin Krusche 1993), wo die transdisziplinäre Begründung einer kulturwissenschaftlichen Xenologie in einem Bayreuther Symposium über Fremdheitsbegriffe verschiedener Wissenschaften dokumentiert ist.
6 | Krusche 1975. Die Rezeptionsästhetik (Jauss, Iser u.a.) trug wesentlich zur Auflösung einer alle realen Referenzen ausschließenden ästhetizistischen Autonomieästhetik nach 1945 bei. Vgl. Sun-Mi Tak 1994.
7 | Weinrich 1985; vgl. jetzt Ehlich 2010
8 | Vgl. Krusche 1993 zur Verbindung von Rezeptionspragmatik und Texttheorie
9 | Knapp 2003 empfiehlt interkulturelle Analysen konkreter Interaktion statt Vergleiche von kulturellen Einheiten (»Kulturstandards«) und Kulturen als statischer Systeme wie in Arbeiten zur Cross-cultural pragmatics. Man vgl. die europäische Tradition von »Kritik« und »Dialog«: Wierlacher 2003b u. Esselborn 2003.
10 | Krusche 1994: die Zitate 76; vgl. Zimmermann 1991.
11 | Zu erinnern ist an die Ansätze von Ndong, Sow, Diallo u.a. und die afrikanischen germanistischen Zeitschriften wie Etudes germano-africaines oder »Weltengarten«
12 | Vgl. Wintersteiner 2006; zum neuesten Begriff der »Transdifferenz« vgl. Ernst/Sparn/Wagner 2008.
13 | Vgl. Bachmann-Medick 2003. Zur germanistischen Öffnung auf Internationalität, Interkulturalität und die Kulturwissenschaften als Grundlage einer interkulturellen »Germanistik als transnationaler Kulturwissenschaft« vgl. Esselborn 2009a u. 2010. Für den Bereich der interkulturellen Germanistik als »vergleichender Kulturwissenschaft« (Wierlacher) wurde speziell auch eine »kulturwissenschaftliche als kulturthematische Literaturwissenschaft« (Hudson-Wiedenmann 2003) entworfen. Zur kritischen Distanzierung einer innovativen Inlandsgermanistik von einer monokulturellen deutschen »Nationalphilologie« vgl. Harth 2003.
14 | Colin/Umlauf/Lattard 2006, darin: Gutjahr 2006; Neuland/Ehlich/Roggausch 2005, darin: Wertheimer 2005, der am konsequentesten für eine internationale Öffnung und Reorganisation der »Germanistik« plädiert, etwa in einem Studium »Europäische Literaturwissenschaft« oder »Internationale Literatur«.
15 | Peer 2009; Ehlich 2009: 31. Seit der Emeritierung Ehlichs 2007 (und Peers 2010) wurde erst wieder im Sommer 2012 mit Claudia Maria Riehl eine Professorin für die Leitung des Instituts berufen.
16 | »[T]o resist the prospect of a retreat into a bookish, timeless present located in the imaginary space of a single culture gridlocked by academic disciplines.« (Roche/Salumets 1996: 15)
17 | Vgl. Ehlich 2007, darin bes. Deutsch als Fremdsprache – Profilstrukturen einer neuen Disziplin, S. 35–61.
18 | Germanistik in Zeiten postnationaler Entgrenzungen. In: Ehlich 2007: 417ff., die folgenden Zitate S. 54 u. 29.
19 | Gutjahr 2006 (Zitate S. 119f.). Innerhalb der NDL besteht in Hamburg seit 2001 ein Schwerpunktstudium Interkulturelle Literaturwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache. Vgl. Gutjahr 2006b u. 2002.
20 | Vgl. den Bericht von Birk 2007: 85–90; vgl. zuletzt Germanistik – ein Blick von »draußen« (2010)
21 | 2002 wurde an der TU Dresden ein Mitteleuropäischer Germanistenverband (MGV) gegründet, vgl. Zwischeneuropa 2007. Zu den länderspezifische Ansätze interkultureller Germanistik vgl. das Handbuch interkulturelle Germanistik (595ff.).
22 | Vgl. etwa Wierlacher 1980: bes. 153f., oder Pierre Bertauxs frühe Kritik an der Beschränkung der französischen Germanistik auf konventionelle Klassikerinterpretationen statt einer Erschließung der aktuellen deutschen Realitäten im ersten Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache (1975: 1–16).
23 | Vgl. das neueste Interesse an der »Präsenz«: Gumbrecht 2010.
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