In no other country under German occupation during World War II was clandestine (resistance) literature more published than in the Netherlands. Although the aesthetic quality of this work is generally poor, clandestine literature represents a unique perspective on the reaction by the Dutch resistance against Nazi propaganda. Particularly interesting is Albert Helman’s study of the German national character in his ›Tarnschrift‹ Aldus Sprak Zarathustra (1944).
Ziel dieses Aufsatzes ist eine Analyse des Deutschlandbildes in der niederländischen Widerstandsliteratur (1940–1945) und dessen Weiterentwicklung in der Nachkriegszeit. Im Zentrum des Interesses steht die kritisch-ironische deutsche Literaturgeschichte Aldus sprak Zarathustra (1944) des surinamisch-niederländischen Autors Albert Helman, die als Paradebeispiel für die Strategie des literarischen Widerstandes in den Niederlanden gelten kann. Zugleich stellt Helmans Literaturgeschichte in imagologischer Hinsicht einen besonderen Fall dar, da sich hier das Hetero-Image Deutschlands auf das deutsche literarische Auto-Image stützt.
Diese Auseinandersetzung mit dem Thema Widerstandsliteratur aus imagologischer Perspektive entspricht der Neubelebung dieser Methodologie, so wie sie heute an den Universitäten von Amsterdam (um Joep Leerssen) und Bergamo (um Manfred Beller) im Rahmen Europäischer Studien stattfindet. In den 1950er Jahren, als die Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland höchste politische Priorität hatte, galt die Forschung nationaler Selbstbilder, Stereotypen und Klischees im Rahmen der Imagologie noch als eine »domaine d’avenir« der Literaturwissenschaft, wie es Marius-François Guyard in La littérature comparée selbstbewusst formulierte (vgl. Guyard 1951: 5). Im Zuge der Globalisierung verschwand jedoch allmählich die nationale Perspektive aus der Literaturforschung. Dennoch konnte sich besonders an der Universität Aachen um den belgischen Germanisten Hugo Dyserinck eine imagologische Perspektive in der Germanistik behaupten. Diese wird heute von dessen Schülern Joep Leerssen und Manfred Beller weitergeführt. Laut Beller und Leerssen ist die Imagologie nicht überholt, sondern im Gegenteil äußerst zeitgemäß, da gerade eine imagologische Forschungsmethode »may help to get a clearer focus on the multinational diversity of literature« (Beller/Leerssen 2007: 30). Sie plädieren für die Beibehaltung einer »imagological dimension« in der heutigen Literaturwissenschaft, weil trotz Globalisierung »the objective primacy of language and linguistic difference« bestehen bleibt und weil trotz der sich auflösenden Grenzen »the borders crossed by international literary traffic are to a large extent in people’s heads« (ebd.).
Wie sehr nationale Stereotypen auch die wissenschaftliche Forschung beeinflussen können, zeigt sich geradezu exemplarisch an der Auseinandersetzung mit der Besatzungszeit in den Niederlanden. Bis in die 1960er Jahre war die Interpretation der Besatzungszeit gekennzeichnet durch eine Tendenz, eine klare Linie zwischen ›gut‹ (d.h. anti-nationalsozialistisch) und ›böse‹ (pro-nationalsozialistisch) zu ziehen. Diese Tendenz, die stark durch die Werke des Historikers Louis de Jong geprägt wurde, führte dazu, dass in der Forschung besonders der Widerstand und die Kollaboration hervorgehoben wurden. Die daraus entstandene Neigung, nur eine kleine Gruppe von Kollaborateuren (Mitglieder der nationalsozialistischen »Nationaal-Socialistische Beweging« und SS-Freiwillige) mit der Gesamtschuld der Kollaboration zu belasten, kam erst im Rahmen der Holocaust-Debatte unter Druck. In Jacques Pressers Ondergang (1965) wurde mit diesem selbstgefälligen Bild der Besatzungszeit abgerechnet. Aus den vielen kritischen Studien, die folgten, entwickelte sich ein neues Bild der Besatzung, wobei seit Chris van der Heijdens Grijs verleden (2001) besonders die allgemeine Neigung der Bevölkerung, sich mit der Besatzungsmacht zu arrangieren, hervorgehoben wird. Das führte allerdings dazu, dass der Widerstand, der früher eines der Hauptforschungsthemen gewesen war, aus dem wissenschaftlichen Blickfeld verschwand.
Eine kritische Analyse der kulturellen Leistung des Widerstands ließ daher auf sich warten. Obwohl Literatur in den Niederlanden wahrscheinlich nie so beliebt gewesen ist wie damals, blieb die Besatzungszeit in der Niederlandistik so gut wie unbeachtet. Während der Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg in der Nachkriegsliteratur (bei Autoren wie Harry Mulisch, Willem Frederik Hermans, Gerard Reve usw.) große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, blieb die Literatur aus der Kriegszeit selbst ein Terrain, das man vorzugsweise Historikern überließ. Bezeichnend ist, dass die Widerstandsliteratur in der neuesten Niederländischen Literaturgeschichte von Ralf Grüttemeier und Maria-Theresia Leuker (2006) vollkommen fehlt. Auch in historischen und soziologischen Studien zu den deutsch-niederländischen Beziehungen wie Horst Lademachers Zwei ungleiche Nachbarn (1990) und Friso Wielengas Van vijand tot bondgenoot (1990) fehlt die Widerstandsliteratur. Wie in diesem Aufsatz jedoch gezeigt werden soll, wurde das niederländische Deutschlandbild, so wie es aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist, weitgehend von dieser Widerstandsliteratur geprägt.
Unter niederländischer Widerstandsliteratur wird hier die Literatur verstanden, die während der deutschen Besatzung (1940–1945) ohne Zustimmung der neuen Machthaber gedruckt worden ist. Die Niederlande bilden keineswegs eine Ausnahme in der Produktion von Widerstandsliteratur – der französische Widerstandsverlag Les Éditions de Minuit, der polnische Armia Krajowa und der dänische Frit Nordisk Forlag sind andere prominente Beispiele –, aber die Zahl der niederländischen Ausgaben ist einzigartig. Dirk de Jong erwähnt in seiner Bibliografie (1958) nicht weniger als 1019 Buchtitel, während für andere Länder unter deutscher Besatzung laut Harry Stone lediglich einige Dutzend oder Hundert Ausgaben bekannt sind (vgl. Stone 1996: 141f).
Nur ein Teil dieser Literatur, die nach de Jong auch ›illegale Literatur‹ genannt wird, engagierte sich öffentlich gegen die Nazis und deren Kollaborateure. Viele Werke der niederländischen Widerstandsliteratur waren reine Belletristik. Oft handelte es sich dabei um Poesiebände, die im Geheimen gedruckt wurden und als Einnahmequelle für Widerstandsaktivitäten dienten. Obwohl die Bekämpfung von Widerstandsliteratur und anderen ›Hetzschriften‹ nie allerhöchste Priorität bei der Besatzungsmacht hatte, wird dennoch davon ausgegangen, dass ungefähr 770 Männer und Frauen – meistens Drucker und Grafiker – dafür ihr Leben verloren (vgl. Boersma 1999).
Die Widerstandsliteratur war eine direkte Antwort auf die deutsche Propaganda. Diese entsprach der besonderen Situation der Niederlande im besetzten Europa. Die besetzten Niederlande wurden von einer Zivilverwaltung regiert, im Gegensatz zu Dänemark, Norwegen und Südfrankreich, die eine eigene (Marionetten-)Regierung hatten, oder Belgien und Nordfrankreich, wo an einer militärischen Besatzung festgehalten wurde. Hitlers Wahl von Arthur Seyss-Inquart als Reichskommissar für die besetzten Niederlande war für viele eine Überraschung. Trotz seiner entscheidenden Rolle beim Anschluss Österreichs war Seyss-Inquart erst spät Mitglied der NSDAP geworden. Zudem war er tief katholisch und slawischer Herkunft (er hieß ursprünglich Arthur Zajtich). Er war des Niederländischen nicht mächtig, und seine Kenntnisse der niederländischen Kultur und Geschichte gingen über die üblichen Klischees nicht hinaus. Berühmt wurde der Kommentar gegenüber seiner Frau, als er zum Kommissar ernannt wurde: »Liebe Trude, der Führer möchte, dass ich Tulpen pflanzen gehe« (L. de Jong 1972: 31).
Hitlers Entscheidung für Seyss-Inquart hat möglicherweise mit ›österreichischen‹ Zukunftsplänen für die Niederlande zu tun: ein kleines Land an der Peripherie Deutschlands, das Teil des Reiches werden sollte. Es ist wohl kein Zufall, dass Hitler statt von ›den Niederlanden‹ von ›Westland‹ zu reden pflegte, in Analogie zum ›Ostland‹ oder zur ›Ostmark‹, dem ehemaligen Österreich. Obwohl kein einziges Dokument eindeutig belegt, dass Hitler tatsächlich solche radikalen Pläne für die Niederlande hatte, ist durchaus bekannt, dass das Rheindelta in den Augen vieler Nationalsozialisten geografisch, ethnisch, kulturell und auch sprachlich zu Deutschland gehörte. Hermann Göring nannte die niederländische Sprache prinzipiell eine »deutsche Mundart«, während Heinrich Himmler die Sprache als »Niederdeutsch« bezeichnete (L. de Jong 1972: 76 u. 248). Überzeugte Nationalsozialisten waren der Meinung, dass es für die Niederlande eine Ehre wäre, Teil des Reiches werden zu dürfen. Sie betrachteten den möglichen Anschluss als eine einzigartige Chance für die Bevölkerung, privilegierte Bürger im Neuen Europa zu werden. Mit Rücksicht auf den überraschend erfolgreichen Anschluss Österreichs und den geplanten Anschluss Luxemburgs (der 1942 erfolgen sollte) scheinen solche Pläne durchaus realistisch.
Die Tendenz, die Niederlande als ein Ansatzstück Deutschlands zu betrachten, war nicht neu. Bereits 1831 hatte Ernst Moritz Arndt in Die Frage über die Niederlande und die Rheinlande angedeutet, dass die niederländische Sprache als eine Variante des Deutschen zu betrachten sei und dass die Niederländer sich daher besser den Deutschen anschließen sollten. Auch Jakob Grimm war davon überzeugt, dass sich die Niederländer früher oder später zum Deutschtum bekennen würden (vgl. Kloos 1992: 27). Studien wie Fritz Bleys Die alldeutsche Bewegung und die Niederlande (1897), die im Rahmen des Alldeutschen Verbandes entstanden, popularisierten solche Ideen und beeinflussten die spätere deutsche Besatzungspolitik.
Seyss-Inquart unterstützte gezielt Publikationen, die die Niederlande in die Nähe von Deutschland rückten. Seine Politik in Sachen Literatur war strenger als anderswo im besetzten Europa. Bereits kurz nach der Machtübernahme wurde eine Reihe von Buchläden auf ›deutschfeindliche‹ Literatur untersucht und strenge Maßnahmen angekündigt. Im Oktober 1940 erhielten alle Buchhändler und Bibliothekare den Auftrag, deutschfeindliche Literatur aus ihren Regalen zu entfernen. Strenge Zensurmaßnahmen und die Gründung des Referats Schrifttum sorgten dafür, dass neue Manuskripte vor der Publikation auf deutschkritische Aussagen kontrolliert wurden. Im November 1941 erfolgte die Gründung der niederländischen Kulturkammer unter der Führung des Kollaborateurs Tobie Goedewaagen, dessen Aufgabe es war, die Gleichschaltung der niederländischen Literatur nach nationalsozialistischen Prinzipien durchzusetzen. Mitgliedschaft für Kulturschaffende war Pflicht und nichts konnte ohne Zustimmung der Kulturkammer gedruckt, ausgestellt oder aufgeführt wurden. Auf Befehl von Seyss-Inquart – und gegen den Willen Goedewaagens – war im Namen »Kultuurkamer« das Wort »Kultur«, das sich auf Niederländisch mit ›c‹ (»cultuur«) schreibt, als »kultuur« eingedeutscht worden; ein deutlicher Hinweis, dass sich Seyss-Inquart langfristig nicht nur die Nazifizierung, sondern auch die Germanisierung der niederländischen Kultur zum Ziel gesetzt hatte.
Die niederländische Widerstandsliteratur war grundsätzlich eine Reaktion auf diese Pläne. Je aggressiver die deutsche Propaganda wurde, desto stärker die Reaktion der Widerstandsliteratur. Ein bekanntes Beispiel anti-deutscher Poesie ist das anonyme Gedicht Duitsche beschaving:
Toen Hollanders waren gekomen
tot menschenbewustzijn op aard,
toen hing nog de mof in de boomen
te sling’ren aan pooten en staart.
[Als Holländer bereits erreicht hatten
Das menschliche Bewusstsein auf Erden,
Da hing der Teutone noch in den Bäumen
Und schwang mit Pfoten und Schwanz.1]
Dieses Spottgedicht geht weiter mit einer Auflistung der Heldentaten von Seefahrern wie Maarten Tromp und Michiel de Ruyter zu einer Zeit, als »die Deutschen noch in den Windeln steckten.« Es endet mit der Feststellung, dass die Deutschen bis heute noch nicht gelernt hätten, wie Erwachsene zu reden; sobald sie den Mund öffnen, höre man nur Schreierei. Die Botschaft des Gedichtes ist klar: Die niederländische Nation ist so viel älter als die deutsche, daher ist eine deutsche Propaganda, die die Existenz dieser Nation in Frage stellt, vollkommen unglaubwürdig.
Während die Propaganda mit aller Kraft versuchte, Niederländer und Deutsche als ›germanische Brüder‹ einander näher zu bringen, hob die Widerstandsliteratur immer wieder die Unterschiede hervor und betonte die niederländische Eigenart. Der patriotische Widerstand gegen die Propaganda äußerte sich zum Beispiel in Loyalitätsbekundungen zur Monarchie. Vor der Invasion war Königin Wilhelmina längst nicht bei allen Bevölkerungsschichten beliebt. Viele Niederländer betrachteten sie lediglich als Vertreterin der etablierten Macht. Besonders unter Sozialisten gab es wenig Sympathie für die Monarchie. Das änderte sich während der Besatzung, als Wilhelmina im Londoner Exil zum Symbol des Widerstandes wurde. Die Verantwortung für die sogenannte zweite Krönung von Wilhelmina lag in erster Linie bei Seyss-Inquart. Seine ständigen Angriffe auf die Monarchie führten dazu, dass Wilhelmina immer beliebter wurde. Sie wurde zur großen Heldin der Widerstandsliteratur, und die orangene Farbe der Monarchie wurde zu einem nationalen Symbol, das zum ersten Mal in der Geschichte von der gesamten Bevölkerung anerkannt wurde.
Auffallend ist, wie in der Widerstandsliteratur ständig Parallelen zum Spanisch-Niederländischen Krieg (1568–1648) gezogen wurden. Bereits sehr früh wurde auf die Thematik des Unabhängigkeitskrieges zurückgegriffen. Bernard IJzerdraat, der erste bekannte Widerstandskämpfer, nannte seine Gruppe »die Geuzen« nach den Freiheitskämpfern aus dem sog. Achtzigjährigen Krieg und bezeichnete die Deutschen in seinem »Geuzenbericht« vom 18. Mai 1940 als die neuen Spanier, die bald die Inquisition einführen, das Land leerplündern
und die Freiheit schmälern würden.2 Genauso wie während des Aufstandes von Wilhelm von Oranien entstanden (anonyme) Protestlieder, die in (ebenfalls anonymen) Anthologien unter dem Namen Geuzenliedboek verbreitet wurden. Während der Besatzungszeit wurden nicht weniger als 40 000 solcher ›Geuzenliederbücher‹ gedruckt. Obwohl die meisten Geuzengedichte neu waren, gab es auch Nachdrucke von Gedichten aus dem 16. Jahrhundert. Diese erfolgreiche Neubelebung von Gedichten aus dem Spanisch-Niederländischen Krieg hatte auch zur Folge, dass das berühmteste aller ›Geuzenlieder‹, der Wilhelmus, von allen Bevölkerungsschichten – inklusive Sozialisten – als nationale Hymne anerkannt wurde.
Während der Zeit, die er im Gefängnis verbrachte, verfasste der Journalist und Schriftsteller Yge Foppema eine Studie über die ›Geuzenpoesie‹. Er kam darin zum Schluss, dass das Wesen der niederländischen Identität in vier Jahrhunderten unveränderlich geblieben war (vgl. Foppema 1946: 5). Diese simple Schlussfolgerung entsprach genau dem Ziel dieser Literatur. Man versuchte tatsächlich das Gefühl zu vermitteln, dass die niederländische Identität seit Jahrhunderten unverändert geblieben war und dass der Kampf gegen die Deutschen die logische Weiterführung des Spanisch-Niederländischen Krieges gegen die Spanier war. Der Glaube an Freiheit und das Recht auf Widerstand, sobald diese Freiheit bedroht wird, wurden dabei als das Wesen der niederländischen Identität hervorgehoben.
Dieses Gefühl wurde dadurch verstärkt, dass die deutsche Identität als freiheitsfeindlich definiert wurde. Wie Lademacher gezeigt hat, gab es bereits im 19. Jahrhundert eine Tendenz, die niederländische Identität in Opposition zu Deutschland zu definieren (vgl. Lademacher 1996: 392f.). Freiheit und Toleranz wurden als die wesentlichen Kennzeichen der niederländischen Identität bekräftigt, indem man sie systematisch mit der Neigung zu Militarismus und Unterwürfigkeit im preußischen Deutschland kontrastierte. Was im 19. Jahrhundert angefangen hatte, erreichte während der Besatzung einen Höhepunkt. Wer niederländische Widerstandsliteratur liest, gewinnt den Eindruck, dass sich kein Volk mehr von den Niederländern unterscheidet als die Deutschen.
Auch Helman machte im Widerstandsmagazin De Vrije Kunstenaar vom 15. Dezember 1944 einen deutlichen Unterschied zwischen der »Freiheit […], der vorzüglichen Waffe der wahren Demokratie […] in einem Land, wie dem unseren, mit einer alten Tradition des demokratischen Denkens und Wollens« und »der innerlichen Unfreiheit der Deutschen als Menschen und als Volk«.3 Genau dies war die Grundidee seiner ›Charakterstudie‹ Aldus sprak Zarathustra (1944).
Albert Helman (1903–1996), Pseudonym von Lodewijk (Lou) Alphonsus Maria Lichtveld, wurde in der niederländischen Kolonie Surinam in Südamerika geboren. 1922 zog er in die Niederlande, um dort Musikwissenschaft und Niederlandistik zu studieren. Wie viele Studenten aus den Kolonien litt auch Helman unter Heimweh. Seine kritische Haltung gegenüber der niederländischen Kolonialpolitik schlug sich in Büchern wie Zuid-Zuid-West (1926) und De Stille Plantage (1931) nieder.
Am Anfang seiner Schriftstellerkarriere gehörte Helman noch zu einer Gruppe katholischer Autoren um die Zeitschrift De Gemeenschap und teilte deren (vage) Sympathien für den Faschismus (vgl. M. de Jong 1988: 102). Später distanzierte er sich jedoch vom konservativen Katholizismus, und während eines längeren Aufenthalts in Spanien engagierte er sich auf der Seite von George Orwell im Kampf gegen Franco. Seine Literatur aus den 1930er Jahren kennzeichnet sich durch eine klare antifaschistische Gesinnung. Das Werk De dolle dictator (1935) ist nur auf den ersten Blick ein Roman über den argentinischen Diktator Juan Manuel de Rosas; aus dem Rassenhass, der leeren Rhetorik und der Megalomanie Rosas wird deutlich, dass es sich in Wirklichkeit um eine Satire auf Hitler handelt. In Aansluiting gemist (1936) und Miljoenenleed (1940) setzte Helman sich mit dem jüdischen Flüchtlingsdrama und dem Antisemitismus im NS-Deutschland auseinander.
Während der Besatzung weigerte sich Helman, Mitglied der Kulturkammer zu werden. Er tauchte unter und schlug sich mit dem Verkauf von Gesellschaftsspielen durch, was sich wegen der abendlichen Ausgangssperre und des Mangels an Unterhaltungsmöglichkeiten als ein überraschend gutes Geschäft erwies. Helman engagierte sich auch im Widerstand als Fälscher von Personalausweisen und übernahm gegen Ende des Krieges eine einflussreiche Position im Grote Raad van de Illigaliteit (›Großer Rat der Illegalität‹).4
Helmans Aldus sprak Zarathustra erschien 1944 als Tarnschrift. Tatsächlich handelt es sich hier nicht um eine Übersetzung von Nietzsches Meisterwerk, sondern um eine kritische Studie über die deutsche Mentalität auf der Basis von Zitaten aus der deutschen Literatur. Zur Erklärung seiner überraschenden Entscheidung, gerade während der Besatzung die deutsche Literatur zu studieren, schrieb Helman später, dass
es in erster Linie Schriftsteller und Dichter gewesen sind, die von alters her nicht nur Triumphlieder und Epen zu Ehren der Nation angehoben haben, sondern auch Worte von Kritik geäußert haben, welche ein Zeugnis ablegen ihrer tiefen Einsichten in den Charakter des Volkes, zu dem sie gehören […].5
Helman war nicht der Erste, der die deutsche Literatur als Spiegel benutzte, um Deutschland zu kritisieren. Bereits im ersten Besatzungsjahr war eine anonyme Schrift im Umlauf, die sowohl Friedrich Nietzsche wie auch Julius Langbehn zur Unterstützung der These zitierte, dass Deutschland grundsätzlich ein Land von Barbaren sei (vgl. Zimmermann-Wolf 1952: 82). Das Prinzip des Magister ipse dixit, wobei man die Glaubwürdigkeit der eigenen These mit Argumenten aus dem Lager des Gegners verstärkt, war ein beliebtes Verfahren in der Widerstandspresse. Man findet verschiedene Beispiele in De Vrije Kunstenaar. Als bei der offiziellen Eröffnung der Kulturkammer im Juni 1942 die Ouvertüre von Beethovens Egmont gespielt wurde, reagierte das Künstlermagazin mit den berühmten Worten aus Goethes Faust »nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, / Der täglich sie erobern muß«, um den Aufruf zu einem Boykott gegen die Kulturkammer zu unterstützen.6 Goethe wurde auch in einem kritischen
Aufsatz zur Germanisierungspolitik der Kulturkammer im Mai 1944 zitiert.7 Die auf Deutsch zitierte Passage stammte aus dem Gespräch mit Friedrich von Müller vom 14. Dezember 1808:
Ich studiere […] jetzt die ältere französische Literatur ganz gründlich wieder […]. Welche unendliche Kultur […] ist schon an ihnen vorübergegangen zu einer Zeit, wo wir Deutsche noch ungeschlachte Burschen waren […]. (Braat 1970: 107)8
Überraschend ist, dass De Vrije Kunstenaar im August 1944 sogar Adolf Hitler als ›Magister‹ für einen Aufruf an das deutsche Volk heranzieht, sich gegen den ›Führer‹ aufzulehnen. Die dazu sehr geeignete (auf Deutsch zitierte) Passage aus Mein Kampf (1925) war: »Wenn ein Volk unter der Tyrannei irgendeines genialen Unterdrückers schmachtet […], mag aus einem Volk ein opferwilliger Mann plötzlich hervorspringen, um den Todesstahl in die Brust des verhassten Einzigen zu stoßen« (Braat 1970: 119).9
Auch Helmans Idee einer ›Charakterstudie‹ des deutschen Volkes anlässlich von Hitlers Machtübernahme war nicht neu. Verschiedene europäische Intellektuelle versuchten in den 1930er Jahren den Erfolg des Nazismus in Hinblick auf den ›deutschen Geist‹ zu erklären. Zu erwähnen sind hier Gonzague de Reynold mit D’où vient l’Allemagne (1939), Edmon Vermeil mit L’Allemagne, essai d’explication (1940) und Erich Kahler mit Der deutsche Charakter in der Geschichte Europas (1937). Eine ähnliche Studie in den Niederlanden stammt vom deutschen Soziologen Helmut Plessner, der 1933 seine Stelle an der Universität Köln verlor und dank Vermittlung des Anthropologen Frederik Buytendijk nach Groningen berufen wurde. Dort hielt er eine Reihe von Vorträgen zur deutschen Mentalität unter dem Titel Das Schicksal des deutschen Geistes im Ausgang seiner bürgerlichen Epoche (1935); sie bildeten die Grundlage für das Buch Die verspätete Nation, das erst 1959 erscheinen sollte.
Keine dieser Studien scheint Helman direkt beeinflusst zu haben. Es gilt jedoch als sicher, dass er mit André Gides Essay Réflexions sur l’Allemagne (1919) vertraut war, der während der Besatzung von Max Nord übersetzt wurde und 1945 als Over Duitschland bei De Bezige Bij, dem bedeutendsten Widerstandsverlag der Niederlande, erschien. Genauso wie Helman in Aldus sprak Zarathustra, zitiert Gide in diesem Essay Goethe zur Unterstützung seiner Thesen über Deutschland. Noch bedeutender als Quelle für Helman war Edgar Alexanders Deutsches Brevier (1938),10 in dem sich verschiedene Zitate von Goethe, Börne, Grillparzer und anderen Autoren finden, die später bei Helman wörtlich wiederholt werden.
Während Alexander sein ›politisches Lesebuch‹ als »eine ehrliche Studie« zu Hitlers Beliebtheit in Deutschland präsentierte, kümmerte sich Helman wenig um Objektivität (vgl. Alexander 1938: 20). Ihm ging es nicht um Ehrlichkeit, sondern um eine Waffe im Kampf gegen die Besatzungsmacht. In Aldus sprak Zarathustra vermittelt Helman ein reines Klischeebild Deutschlands, das er einem ebenfalls stereotypen Bild der Niederlande gegenüberstellt. Mit dem Begriff Freiheit als Grundidee kreiert Helman einen möglichst großen Abstand zwischen Niederländern und Deutschen: Während die Niederländer ein im Wesen freiheitsliebendes Volk sind, zeichnen sich die Deutschen durch eine tiefe Unterwürfigkeit, einen blinden Gehorsam und einen barbarischen Militarismus aus.
Aldus sprak Zarathustra zeugt von einer erstaunlichen Vertrautheit mit der deutschen Literatur. Es ist zwar bekannt, dass Helman deutsche Vorfahren hatte und mit einer deutschen Frau – der Bildhauerin Lili Cornils – verheiratet war, aber es ist dennoch überraschend, dass er eine so lange Reihe von – manchmal auch relativ unbekannten – Autoren vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert zitieren konnte.11
Im Sommer 1944 erschienen 275 Exemplare des Aldus sprak Zarathustra beim Amsterdamer Herausgeber Franso Hoes. Auffällig ist, dass das letzte Kapitel fehlt. Dies ist auf eine Razzia beim Drucker G.G. van Elburg zurückzuführen, gerade im Moment, als dieser dabei war, Seite 172 zu drucken. Es gelang ihm zwar, die Druckfahnen rechtzeitig zu vernichten, aber es wurden andere illegale Drucksachen entdeckt, die zu seiner Verhaftung führten. Nach seiner Freilassung weigerte sich Elburg, das letzte Kapitel noch zu drucken, so dass nur eine unvollendete Fassung des Buches erscheinen konnte. Diese erschien nicht, wie ursprünglich geplant, unter dem provokativen Titel Speculum Teutonicum von Albertus Parvus, sondern als Aldus sprak Zarathustra von Friedrich Nietzsche.
Erst nach dem Krieg erschien eine vollständige Fassung der Studie unter dem Titel Teutonenspiegel (1946). In seiner Einführung erklärt Helman, dass seine Studie als eine Antwort konzipiert worden war auf die Frage, »wie es sich erklären lässt, dass ein Volk, das so reich an Künstlern und Philosophen war, so tief in Barbarei und Sklaverei absinken konnte«.12 Helman erkennt an, dass »es durchaus möglich ist, in jeder Literatur eine Reihe von negativen Aussagen von Dichtern und Schriftstellern über das eigene Land und Volk zusammenzutragen«, aber er betont, dass Deutschland ein besonderer Fall ist, da sich »in keiner der uns bekannten Literaturen eine durch die Jahrhunderte hindurch immer wiederholte Kritik finden lässt«.13 Seine Subjektivität äußerte sich auch in dichterischen Freiheiten bei der Übersetzung. So übersetzt Helman etwa den Ausdruck »die neue Verfassung« in einem Gedicht aus dem 16. Jahrhundert mit »de nieuwe orde« [›die neue Ordnung‹], um so einen deutlichen Bezug zum Nazismus herzustellen (vgl. Helman 1946: 22).
Das erste Kapitel des Aldus sprak Zarathustra fängt im Mittelalter an und führt bis ins 17. Jahrhundert. Helman betont darin die Arroganz und Inkompetenz der deutschen Prinzen und Fürsten. Dies illustriert er mit Zitaten von u.a. dem elsässischen Satiriker Hans Michael Moscherosch und dem schlesischen Epigrammatiker Friedrich von Logau. Helmans wichtigste Quelle ist allerdings Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, in dessen Simplicissimus (1669) er Parallelen zur Besatzungszeit findet, wie etwa im Traum eines Helden, der die halbe Welt erobert, damit alle westeuropäischen Könige der deutschen Nation lehnpflichtig werden.
Das zweite Kapitel begibt sich ins 18. Jahrhundert: Helman zitiert aus einem Brief Gotthold Ephraim Lessings an Christoph Friedrich Nicolaï vom 25. August 1769:
Lassen Sie einen in Berlin auftreten, der für die Rechte der Untertanen, der gegen Aussaugung und Despotismus seine Stimme erheben wollte, wie es jetzt sogar in Frankreich und Dänemark geschieht, und sie werden bald die Erfahrung haben, welches Land bis auf den heutigen Tag das sklavischste Land Europas ist.14
Christian Schubarts Deutsche Chronik (1774–1778) erweist sich als eine wahre Schatzkammer für Helman. Nach einem Stoßseufzer Schubarts über das »sklavische Jahrhundert«, in dem »sich alle Zeitungen ähnlich sehen«, ergänzt Helman:
Womit etwas festgestellt wird, dass dem Zustand der Presse im Dritten Reich vollkommen entspricht, einem Zustand, dem sich die übergroße Mehrheit der Deutschen vorzüglich gefügt hat, so daß das sklavische Jahrhundert, von dem hier die Rede ist, wohl eher eine sklavische Ewigkeit genannt werden sollte.15
Auch zitiert Helman ausführlich Goethe und Schiller; aus den Xenien (1796) etwa, wo zum Thema ›Deutscher Nationalcharakter‹ Folgendes gesagt wird: »Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens; / Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus«.16 Einen weiteren Beweis seiner Thesen findet Helman in Goethes Gespräch mit Eckermann vom 3. Mai 1827:
Wir Deutschen sind von gestern. Wir haben zwar seit einem Jahrhundert ganz tüchtig kultiviert, allein es können noch ein paar Jahrhunderte hingehen, ehe bei unseren Landsleuten so viel Geist und höhere Kultur eindringt, und allgemein werde, daß sie gleich den Griechen der Schönheit huldigen, daß sie sich für ein hübsches Lied begeistern und daß man von ihnen wird sagen können, es sei lange her, dass sie Barbaren gewesen.17
Er zitiert auch ausgiebig aus Ludwig Tiecks Satire Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger (1796) und aus den (fiktiven) Reden gegen Napoleon, die Joseph Görres 1814/15 im Rheinischen Merkur abdruckte. Helman schließt in seinen Kommentaren jeweils seine zentrale Botschaft an: Hitler ist nicht die unglückliche Folge eines historischen Irrtums, sondern die logische Konsequenz des deutschen Charakters.
Im dritten Kapitel, über das frühe 19. Jahrhundert, steht das Werk von Heine an zentraler Stelle. Es ist wohl keine Überraschung, dass Helman in Heine einen prophetischen Denker sieht, der das Wesen des deutschen Charakters erkannt hat. Dies geht laut Helman aus Heines Betrachtungen über die deutsche Mentalität in Französische Zustände (1832) und, noch deutlicher, aus dem Gedicht Kobes I (1853) hervor, in dem ein Plebejer zum Kaiser gekrönt und wegen seiner Dummheit bewundert wird:
Sie rühmten, daß er nie studiert
Auf Universitäten
Und Bücher schrieb aus sich selbst heraus,
Ganz ohne Fakultäten.
Ja, seine ganze Ignoranz
Hat er sich selbst erworben;
Nicht fremde Bildung und Wissenschaft
Hat je sein Gemüt verdorben.
[…]
Wohl möcht’ ihn gelüsten, an ihrer Spitz’
In Frankreich einzudringen,
Elsaß, Burgund und Lothringerland
An Deutschland zurückzubringen.18 (Ebd.: 137f.).
Mit dem vierten Kapitel, dem späten 19. Jahrhundert gewidmet, hört die Studie abrupt auf. Die zentrale Figur darin ist der angebliche Autor des Buches: Friedrich Nietzsche. Helman unterstreicht, dass die Nazis die Philosophie Nietzsches falsch verstanden haben, weil er in Wirklichkeit einer der schärfsten Kritiker Deutschlands war. Um dies zu begründen, zitiert er unter anderem aus Der Fall Wagner (1888) die Passage: »Die Deutschen, die Verzögerer par excellence in der Geschichte, sind heute das zurückgebliebenste Culturvolk Europa’s«.19 Helman schließt seine Überlegungen zu Nietzsche ab mit einer Warnung. Er ruft seine Leser dazu auf, zu verhindern, dass die dringend nötige Umerziehung des deutschen Volkes in die Hände gelegt wird von »Leuten, die aus Eigeninteresse und falschverstandenem Humanismus geneigt sein könnten, allzu sanft aufzutreten«.20
Aldus sprak Zarathustra (1944) entspricht der ›Wesenskunde‹ in der Tradition des deutschen Romanisten Eduard Wechssler. Wechsslers Esprit und Geist (1927) gilt als klassisches Beispiel einer Studie über eine Kultur oder Nation (in diesem Fall Frankreich) mit dem Ziel, die Unterschiede (in diesem Fall zu Deutschland) zu betonen um damit den eigenen Nationsbegriff zu stärken. Auch Helman setzte sich als Ziel, »die Schattenseiten des deutschen Volkscharakters, von der frühesten Morgendämmerung ihrer Geschichte bis zur jetzigen Götterdämmerung« zusammenzusuchen, damit ein Bild Deutschlands entsteht, das sich mit dem Klischeebild der Niederlande einer freiheitsliebenden, demokratischen, toleranten Nation kontrastieren lässt.21 Obwohl sich dieses Phänomen in einem großen Teil der Widerstandsliteratur auffinden lässt, ist diese Studie einzigartig, weil hier ein Fremdbild Deutschlands – was in der Imagologie ›Hetero-Image‹ genannt wird – anhand einer Kollage von Eigenbildern – oder ›Auto-Images‹ – konstruiert wird. Daher ist, trotz aller Klischeehaftigkeit, die These Helmans über die »innere Unfreiheit der Deutschen« (Braat 1970: 167) stärker als in ähnlichen Werken, wo das Hetero-Image Deutschlands ausschließlich aus der fremden Perspektive entsteht.
Dieses eindeutig negative, klischeehafte Deutschlandbild in der Widerstandsliteratur sollte jedoch ergänzt werden mit der Feststellung, dass sich verschiedene deutschsprachige Autoren an der Produktion dieser Literatur beteiligt haben. Es handelt sich um deutsche und österreichische Exilanten, die ein ganz anderes Bild ihrer Heimat repräsentierten. Dies wurde durchaus vom niederländischen Widerstand anerkannt. Bezeichnend ist, dass ein (allerdings sehr bescheidener) Teil der Widerstandsliteratur in deutscher Sprache erscheinen konnte.22 Es bestätigt, dass die anti-deutsche Rhetorik des niederländischen Widerstandes in erster Linie als eine politische Strategie zur Bekämpfung der deutschen Propagandaliteratur gedacht war; sie schloss eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit ns-feindlichen Deutschen und Österreichern nicht aus.
Zu erwähnen sind hier Max Friedländers Essay Von den Grenzen der Kunstwissenschaft, das 1942 illegal erscheinen konnte, und Kurt Baschwitz’ Studie über die Geschichte der Hexerei, die 1941 in niederländischer Übersetzung als Van de heksenwaag te Oudewater unter dem Pseudonym Casimir K. Visser gedruckt wurde. Neben dem Werk dieser Exilanten erschienen auch einige Klassiker der deutschen Literatur, manchmal in niederländischer Übersetzung, meistens aber im deutschen Original. Eine der wertvollsten Ausgaben der Widerstandsliteratur ist die Übersetzung von Martin Bubers Chassidischen Legenden (1941), die vom Künstler Hendrik Nicolaas Werkman illustriert wurde. 1943 erschien unter dem Titel De tooverfluit eine freie Übersetzung des deutschen Klassikers Des Knaben Wunderhorn durch Bertus Aafjes. Im gleichen Jahr wurde auch das anonym verfasste Lied Zehn kleine Meckerlein gedruckt. Diese Persiflage auf das Kinderlied Zehn kleine Negerlein war aus dem Konzentrationslager Oranienburg geschmuggelt und daraufhin von Balkema in Amsterdam herausgegeben worden. Besonders beliebt war das Werk von Franz Kafka. Eine für die Widerstandsliteratur erstaunlich hohe Auflage von tausend Exemplaren erreichte die niederländische Übersetzung von Kafkas Die Verwandlung durch Niki Brunt. Zwei weitere Kafka-Ausgaben erschienen im deutschen Original, allerdings in einer bescheidenen Auflage.
Die meisten deutschsprachigen Ausgaben erschienen im Untergrundverlag Die Kentaurdrucke, der von den deutschen Exilanten Wolfgang Frommel und Wolfgang Cordan (eigentlich Heinz Horn) gegründet worden war (vgl. Kluncker 1979; Baumann 1995). Beide Männer gehörten dem Stefan-George-Kreis an. Mit Hilfe des ungarischen Verlegers Kálmán Kollár, dem der Amsterdamer Panthéon Verlag gehörte, gelang es den Exilanten, eine Reihe literarisch anspruchsvolle Bücher zu drucken, darunter Werke von Hölderlin, Herder, Pannwitz, Seume und selbstverständlich George. Auch der junge Georgianer Percy Gothein konnte dort unter dem Pseudonym Peter von Uri seinen Gedichtband Tyrannis herausgeben.
Die Bücher der Kentaurdrucke und des Panthéon Verlags verkauften sich gut. Zu den besten Kunden gehörten paradoxerweise auch Wehrmachtssoldaten, die nicht nur teures Geld für die exquisiten Ausgaben bezahlten, sondern den Exilanten auch Lebensmittel schenkten. Dies erlaubte Frommel, eine Gruppe jüdischer Jugendlicher zu ernähren, die bei ihm eine Unterschlupfadresse gefunden hatte. Dort, in Frommels selbsternannten »Castrum Peregrini«, lebte man im Geiste der klassischen Dichtung. Um die Ruhe zu bewahren, galt im Castrum Peregrini die Regel, dass sich die Jugendlichen beim Satz »Und jetzt lesen wir!« hinsetzten, worauf einer von ihnen ein Gedicht vortragen musste. So kreierte Frommel in seinem Amsterdamer Versteck eine alternative Welt der deutschen Dichtung, während draußen Tausende von Juden im Namen des deutschen Reiches verschleppt wurden (vgl. Lewin 1983, 234).
Obwohl deutschsprachige Literatur nur einen bescheidenen Teil der Widerstandsliteratur ausmacht, bildete sie eine bedeutende Alternative zu dem negativen Klischeebild Deutschlands. Sie funktionierte als Gegenbild und erinnerte zugleich daran, dass die deutsche Literatur nicht nur, wie bei Helman, eine Möglichkeit zum Kampf gegen die Nazis bot, sondern auch zu einer Versöhnung mit Deutschland. So waren es die illegalen Ausgaben, die es dem prominenten Schriftsteller Simon Vestdijk ermöglichten – während seiner Inhaftierung im Gefängnis von Sint-Michielsgestel – einen Kafka-Vortrag zu halten. Vestdijk verteidigte seine überraschende Entscheidung mit dem Hinweis, dass Kafka als Teil des Widerstandes betrachtet werden sollte (vgl. Visser 1987: 300).
Er hatte dieses ›andere Deutschland‹ im Sinn, als Vestdijk 1947 gegen die Pläne des Kultusministers Gerrit Bolkestein agierte, Deutsch nicht länger an den Sekundarschulen zu unterrichten. Obwohl diese Pläne nie realisiert wurden, ging das Interesse für die Sprache in der Nachkriegszeit trotzdem stark zurück und erreichte nie wiederdas alte Niveau (vgl. Wielenga 1999: 33). Die Zahl der Germanistikstudenten an niederländischen Universitäten ist auch heute noch viel geringer als in den anderen Nachbarstaaten Deutschlands (vgl. Velen 2009).
Dass das Interesse für deutsche Literatur in den Niederlanden dennoch nicht ganz verschwand, hat sicherlich mit der kulturvermittelnden Rolle derjenigen zu tun, die sich in den 1930er Jahren für die deutsche Exilliteratur engagiert hatten. Fritz Helmut Landshoff, Mitbegründer der deutschen Filiale des Amsterdamer Querido Verlags, kehrte nach dem Krieg aus dem amerikanischen Exil zurück und wurde 1948 Direktor des neugegründeten Bermann Fischer/Querido Verlags. Während sich Querido als niederländischer Verlag behaupten konnte, wurde die deutsche Zweigstelle allerdings bald wieder eingestellt. Mehr Erfolg hatte Hein(z) Kohn, der 1934 nach dem Vorbild der deutschen Büchergilde Gutenberg im niederländischen Exil die Reihe Boekenvrienden Solidariteit gegründet hatte. Es gelang Kohn, sich während des Krieges versteckt zu halten. In der Nachkriegszeit wurde er zum bedeutendsten Vertreter der deutschen Literatur auf dem niederländischen Markt. Fast alle großen deutschen Verleger – Peter Suhrkamp, Ernst Rowohlt, Reinhard Piper, Kurt Desch – ließen sich in den Niederlanden von Kohn vertreten. Auch die Autoren Elisabeth Augustin-Glaser, Heinz Wielek (Wilhelm Kweksilber), Konrad Merz (Kurt Lehmann) und Hans Keilson, die alle als Flüchtlinge in die Niederlande gekommen waren, kehrten nach dem Krieg nicht nach Deutschland zurück und beteiligten sich am deutsch-niederländischen Kulturaustausch. Besonders wichtig war die Rolle des Journalisten und Übersetzers Nico Rost, der sich als ehemaliger Korrespondent in Berlin für die deutsche Exilliteratur engagiert hatte. Rost wurde während der Besatzung verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau geschickt. Nach dem Krieg setzte er seine moralische Autorität für die Kulturvermittlung zwischen Deutschland und den Niederlanden ein. Durchaus bezeichnend für seine Überzeugung, dass die Bedeutung der deutschen Kultur weit über jene der Verbrechen der Nationalsozialisten hinausragte, ist der Titel seines im Konzentrationslager geführten Tagebuches Goethe in Dachau (1946).
Eine Beziehung mit noch viel weiterreichenderen Konsequenzen war die im niederländischen Exil entstandene Freundschaft zwischen Otto Frank und dem Soziologen Kurt Baschwitz. Baschwitz war einer der Ersten, der die Tagebücher von Anne Frank als großartige Literatur anerkannte (vgl. Barnouw 1998: 62). Nur dank der unablässigen Unterstützung von Freunden wie Baschwitz gelang es Frank, einen Verlag für die Texte seiner Tochter zu finden. So entstand schließlich im Kontext des deutschen Exils das weltweit bekannteste Buch der niederländischen Literatur.
In den ersten Wochen nach der Befreiung gab es noch einen fast heiligen Respekt vor der Widerstandsliteratur. So gab es bei der ersten Ausstellung von Widerstandsliteratur – Het vrije boek in onvrije tijd (Juni/Juli 1945) – im Amsterdamer Stedelijk Museum eigens einen Raum für die ›Märtyrer des freien Wortes‹. Wer diesen Raum betrat, wurde angewiesen, dies mit tiefem Respekt vor denjenigen zu tun, die bei der Produktion von Widerstandsliteratur das Leben verloren hatten. Die Ausstellung reiste weiter nach Paris, wo der Niederlandist Herman de la Fontaine-Verwey am 10. November 1945 in einem Interview mit Le Monde behauptete, dass der Widerstand nicht nur die niederländische Nation, sondern auch die niederländische Literatur gerettet hatte.
Dennoch verschwand das Interesse an der literarischen Produktion des Widerstandes überraschend schnell. Während De Bezige Bij noch im Dezember 1944 voller Stolz die Publikation von Het Nieuwe Geuzenlied, einer Anthologie der gesamten Widerstandsdichtung, angekündigt hatte, wurde das Projekt nach der Befreiung aus Mangel an Interesse eingestellt. Bereits 1947 konnte man bei Buchhandlungen Schilder mit bis zu 50 % Rabatt auf Widerstandsliteratur sehen. Die Widerstandsliteratur hatte ausgedient, die Magie des illegalen Druckwerks war vorbei. Was noch vor wenigen Monaten als die Rettung der niederländischen Literatur gefeiert worden war, wurde zum Sammelobjekt für Bibliophile reduziert.
Während die Widerstandsliteratur aus dem Blickfeld verschwand, lebte jedoch das von ihr weitgehend mitbestimmte negative Hetero-Image Deutschlands weiter. Die Pflege eines unschuldigen Auto-Images als tolerantes, freiheitsliebendes Land verbunden mit einem negativen deutschen Hetero-Image entsprach den Bemühungen der Nachkriegsregierung, die schnelle Niederlage der eigenen Armee, die Schwäche des eigenen Widerstandes, die lange Besatzung durch Ausländer und schließlich die Befreiung durch andere Ausländer in einen nationalen Sieg umzuinterpretieren. Die Aura des Widerstandes reichte dabei weit über die insgesamt 25 000 wirklichen Widerstandskämpfer hinaus. Über die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Deutschen während der Besatzung sowie die praktische Unterstützung der Judenverfolgung wurde dabei genauso geschwiegen wie über die Tatsache, dass nicht Widerstand, sondern Anpassung die allgemeine Haltung der Bevölkerung während der Besatzung gewesen war. Alle Schuld wurde damit einer kleinen Gruppe von Kollaborateuren und, selbstverständlich, den Deutschen zugewiesen. Die Kontinuität eines perfiden Hetero-Images Deutschlands war die logische Konsequenz. Was während der Besatzung eine Strategie gewesen war, um die NS-Propaganda zu bekämpfen, wurde somit nach der Befreiung zu einer Entschuldigung, um der eigenen Verantwortung aus dem Wege zu gehen. Alles war ja die Schuld der »Moffen«.23
»Die Welt, die mit den Deutschen leben möchte, wird sie erziehen müssen«, so endete Helman Aldus sprak Zarathustra.24 Ob Helman damit meinte, dass die Niederlande auserkoren waren, bei diesem Lernprozess als Schulmeister aufzutreten, lässt sich bezweifeln. Bereits kurz nach der Befreiung musste er feststellen, wie das niederländische Freiheitsideal, das einst als Fanal des Widerstandes fungiert hatte, schamlos für politische Ziele missbraucht wurde. Es kam so weit, dass die neue demokratisch gewählte Regierung 1947 ehemalige Widerstandsliteratur neu drucken ließ, um – im Namen der Freiheit – Unterstützung für ihren Kolonialkrieg in Indonesien zu gewinnen (vgl. Dewulf 2010). Helman ließ sich zwar noch davon überzeugen, an dem ersten freien Theaterstück der Nachkriegszeit – Vrij volk – mitzuschreiben, lehnte jedoch ein Angebot ab, für die Parlamentswahlen zu kandidieren. Tief enttäuscht über die Tatsache, dass die führenden politischen Kräfte der Nachkriegszeit nicht geneigt waren, die Einwohner der Kolonien an der neuen Freiheit teilhaben zu lassen, verweigerte er seine Teilnahme mit den Worten: »In meinem eigenen Land gibt es nicht einmal ein allgemeines Wahlrecht«.25 1949 verließ er die Niederlande und kehrte erbittert nach Surinam zurück.
1 | Vgl. Schenk/Mos 2005: 133. – Die niederländischen Zitate wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Verf. ins Deutsche übersetzt.
2 | Der Brief von IJzerdraat befindet sich im Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie NIOD (Amsterdam), Collectie 556: ›Illegale Pers,‹, Dossier 202.
3 | »[V]rijheid […] het wapen bij uitnemendheid van de waarachtige democratie […] in een land als het onze, met een oude traditie van democratisch denken en willen« en »de innerlijke onvrijheid der Duitsers als mens en volk« (Braat 1970: 167).
4 | Der Grote Raad van de Illegaliteit wurde von Vertretern der größten Widerstandsgruppen gegründet; Ziel war die Widerstandsaktivitäten zu koordinieren.
5 | »[H]et zijn vooral de schrijvers en dichters geweest, die van oudsher niet enkel de zegezangen en de epen van nationale roem aanhieven, maar ook woorden van critiek, welke getuigenis afleggen van diep inzicht in het karakter van het volk waartoe zij behoorden« (Helman 1946: 13).
6 | »[A]lleen hij verdient de vrijheid, die deze dagelijks moet veroveren« (Braat 1970: 17; dt. Orig.: Goethe 1981: 348.
7 | Das gleiche Zitat findet sich auch in Aldus sprak Zarathustra. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Helman der Autor dieser (anonymen) Aufsätze war.
8 | Dt. Orig.: Goethe 1906: 111.
9 | Dt. Orig.: Hitler 1932: 609.
10 | Edgar Alexander (Emmerich), 1902–1970, war ein katholischer Schriftsteller aus dem Saarland. Als das Saarland Teil von Nazideutschland wurde, emigrierte er zuerst nach Italien, dann nach Frankreich und schließlich in die USA. 1937 erschien beim Schweizer antifaschistischen Europa-Verlag sein bekanntestes Werk Der Mythos Hitler, eine kritische Antwort auf Alfred Rosenbergs Der Mythus des 20. Jahrhunderts (1930).
11 | Helman erwähnt auch die Hilfe »eines Experten« beim Suchen nach Material für Aldus sprak Zarathustra (Helman 1946: 7). Über die Identität dieses Experten lässt sich nur spekulieren. Möglich ist, dass Helman von Albert Vigoleis Thelen unterstützt wurde, mit dem er seit seiner spanischen Zeit befreundet war. Thelen hatte eine große Bewunderung für Helman und ließ sich möglicherweise durch eine Passage aus dessen Roman Waarom niet (1933) – »doch hier begon al het tweede gezicht der herinnering« (Helman 1933: 1033) [›doch hier begann das zweite Gesicht der Erinnerung‹] – zum Titel seines berühmten Romans Die Insel des zweiten Gesichts (1953) inspirieren. Das Thema dieses Romans passt zu Helmans Aldus sprak Zarathustra. In beiden Büchern handelt es sich um eine Satire auf die deutsche Neigung, sich nach den Wünschen eines Führers zu richten. Nach dem Krieg übersetzte Thelen auch das Buch Suriname: geboorte van een nieuw volk (1957), das Helman unter seinem wirklichen Namen Lou Lichtveld herausgegeben hatte: Surinam. Neues Leben auf alter Erde (1957). Möglicherweise war aber Helmans Nachbar Nicolaas Donkersloot der »hilfreiche Experte«. Donkersloot, Professor in Niederlandistik an der Universität Amsterdam, hatte 1930 bis 1936 am Lyzeum Alpinum im Schweizer Zuoz unterrichtet und kannte sich in der Geschichte der deutschen Literatur gut aus. Auch Donkersloot, der als Schriftsteller unter dem Pseudonym Anthonie Donker bekannt war, übernahm während der Besatzungszeit eine führende Rolle im Widerstand.
12 | »[H]oe het mogelijk is, dat een volk hetwelk bij uitstek rijk scheen aan kunstenaars en wijsgeren, zo diep kon afzakken tot barbarendom en slaafsheid« (Helman 1946: 7).
13 | »[W]eliswaar in elke literatuur een aantal negatieve getuigenissen van dichters en schrijvers over hun eigen land en volk valt aan te halen […] in geen der ons bekende literaturen zulk een door alle eeuwen herhaalde afwijzing op precies dezelfde, ook nu nog te verifiëren gronden aanwijsbaar is« (Helman 1946: 8).
14 | »Laat eens iemand in Berlijn optreden, die zijn stem wil verheffen voor de rechten der onderdanen en tegen uitbuiting en despotisme, zoals het thans zelfs in Denemarken en Frankrijk geschiedt, en ge zult zeer spoedig bemerken, welk land tot op heden het meest slaafse van Europa is« (Helman 1946: 33; dt. Orig.: Lessing 1904: 298).
15 | »Waarmee iets geconstateerd werd, dat volkomen overeenkomt met de derderijkse toestanden op persgebied, toestanden waarin het overgrote deel der Duitsers zich wonderwel heeft weten te schikken, zodat de slaafse eeuw zich helaas tot een slaafse eeuwigheid uitbreidde« (Helman 1946: 36).
16 | »U tot een natie te vormen, hoopt tevergeefs gij, o Duitsers; / Vormt, gij kunt het, daarvoor des te vrijer tot mensen u eerst« (Helman 1946: 44; dt. Orig.: Schiller 1958: 267).
17 | »Wij Duitsers zijn van gisteren. Wij hebben ons weliswaar de laatste eeuw zeer braaf op de cultuur toegelegd, maar er zullen nog wel een paar eeuwen voorbijgaan, voordat er bij onze landgenoten zoveel geest en hogere beschaving binnendringt en gemeengoed wordt, dat zij gelijk de Grieken de schoonheid dienen, dat zij zich voor een fraai lied geestdriftig betonen en dat men van hen zal kunnen zeggen: het was lang geleden, dat zij barbaren waren« (Helman 1946: 47; dt. Orig.: Eckermann 1847: 118).
18 | »Men pochte dat hij nooit studeerde / op universiteiten, / Maar boeken schreef uit eigen brein / En zonder faculteiten. / Ja, zijn gehele onwetendheid / Heeft hij zichzelf verworven; / Geen vreemde kunde en wetenschap / Heeft zijn gemoed bedorven. […] Moge ’t hem lusten aan hun spits / Eerst Frankrijk binnen te dringen, / Bourgogne aan Duitsland terug te geven, / Elzas en Lotharingen…« (Helman 1946: 137; dt. Orig.: Heine 1863: 303).
19 | »[…] de Duitsers, de vertragers par excellence in de geschiedenis, zijn thans het achterlijkste cultuurvolk van Europa« (Helman 1946: 171; dt. Orig.: Nietzsche 1969: 35).
20 | »[L]ieden die geneigd zijn uit eigenbaat en een verkeerd begrepen humanisme al te zachtaardig op te treden« (Helman 1946: 180).
21 | »[D]e slagschaduwen van het Duitse volkskarakter, van de dageraad hunner geschiedenis af, tot de jongste godenschemering in onze dagen« (Helman 1946: 14).
22 | Laut Dooijes (1979) waren vier Prozent der in den Niederlanden gedruckten Widerstandsliteratur deutsche Literatur.
23 | Mof/Moffen: ›Muff‹ [Kleidung]; in den Niederlanden eine pejorative Bezeichnung für einen Deutschen/die Deutschen.
24 | »De wereld die met de Duister leven wil, zal hem dienen op te voeden« (vgl. Helman 1946: 212).
25 | »In mijn eigen land bestaat niet eens algemeen kiesrecht« (vgl. Horst 2004: 128).
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